Wehtun kann nur das, was von Nerven versorgt wird, die den Schmerz zum Gehirn melden. Eine Bandscheibe zum Beispiel hat keinen einzigen Nerven und kann daher keine Schmerzen aussenden. Das gleiche gilt auch für die Sehnen. Knochen haben in ihrem Inneren auch keine Nerven, aber die sie umhüllende Knochenhaut wird von Nerven versorgt. Deswegen tun stumpfe Brüche oft nicht so weh, wenn die Knochenhaut durch den Bruch nicht verletzt wurde. Dann schmerzen nur bestimmte Bewegungen, bei denen Muskeln, die an der Knochenhaut ansetzen und daran ziehen, die Knochenhaut leicht dehnen. Bei stumpfen Rippenbrüchen ist das oft der Fall. Die Drehbewegungen im Bett tun dann am meisten weh. Splittrige Brüche, die die Knochenhaut spitz durchstoßen, tun ausgesprochen weh. Auch Nervenschmerzen werden oft als sehr hell und durchdringend erlebt. Starke Schmerzen lassen sich schlecht ignorieren und zwingen uns eine Schonhaltung auf. Dies könnte der Sinn eines starken Schmerzes sein. Deshalb wird auch nur in den Bereichen ein starker Schmerz ausgelöst, in dem eine Schonhaltung angebracht ist. Die inneren Organe sind zum Beispiel sehr schlecht mit schmerzmeldenden Nerven versorgt. So tut ein inneres Organ in der Regel erst weh, wenn es anschwillt und die das Organ umgebende Bindegewebshaut stark gedehnt wird. Die in dem Bindegewebe enthaltenen Rezeptoren melden dann ein Spannungsgefühl, welches sich bis zur Schmerzhaftigkeit steigern kann.
Manchmal tun auch die Gelenke weh. Es ist aber nicht die Gelenkfläche, die dabei weh tut, denn diese hat keine Schmerzrezeptoren. Auch der Gelenkknorpel hat keine Nerven, die Schmerzen melden könnten, ebenso nicht die am Gelenk beteiligten Bänder und Sehnen. Am Gelenk sind noch andere kleine Strukturen beteiligt, die wehtun können. Am häufigsten sind es die Schleimbeutel, die die Hohlräume in einem Gelenk puffern. Entzünden sie sich, tut jede Bewegung weh, die auf den Schleimbeutel drückt.
Sind die Knorpelschichten abgenutzt, wird ein Druck auf die darunter befindliche Knochenhaut ausgeübt. Dies kann auch bei Verschiebungen im Gelenk passieren, wenn die Gelenkflächen nicht mehr passgenau aufeinander sitzen. Ist der Knochen von innen her angegriffen, zum Beispiel durch den Knochenabbau bei der Osteoporose, unterfüttert er an der betroffenen Stelle nicht mehr die Knochenhaut, die bekanntlich stark enerviert ist. Die Knochenhaut wird dann an dieser Stelle gedehnt und meldet dies als starken Schmerz. Osteoporose macht sich deshalb an den Gelenkflächen besonders schmerzhaft bemerkbar, auch wenn der ganze Knochen davon betroffen ist. Bei rheumatischen Veränderungen in den Gelenken ist es ähnlich.
Was genau im Körper weh tut, lässt sich manchmal schwer bestimmen. Daher frage ich die Patienten oft, ob es sich so anfühlt wie:
– ein Strich, dessen Weg sie außen am Körper nachzeichnen könnten,
– ein Brett, dessen Ausmaße sie mir beschreiben könnten,
– ein ins Wasser geworfener Stein, dessen Wellen sich ringförmig von einem Zentrum ausbreiten und in der Peripherie schwächer werden.
Der strichförmige Schmerz taucht oft entlang der Rippen, im Schulter- und Oberarmbereich, im unteren Rücken und in die Pobacke und in das Bein ausstrahlend auf. Er ist ein sicheres Zeichen dafür, dass ein Nerv betroffen ist.
Wenn es sich anfühlt wie ein festes Brett, dessen Grenzen klar benennbar sind, ist dies ein Zeichen, dass es sich um Muskelschmerzen handelt. Die Form des betroffenen Gebietes entspricht dann oft genau der Form des Muskels.
Hat der Schmerz ein Zentrum und strahlt von dort in alle Richtungen schwächer werdend aus, weist dies auf einen Schmerz der Knochenhaut hin. Im Unterschied zum Muskelschmerz kann man die Grenze nicht genau angeben. Dafür hat der Schmerz ein klares Zentrum. Der Nervenschmerz kann auch ein Zentrum haben, strahlt in der Regel aber entlang des Nervenverlaufs aus und wird als Schmerzlinie erlebt und nicht kreisförmig. Manchmal sind auch mehrere Arten von Schmerz vorhanden. Oft überwiegt aber einer und dieser kann als Leitsymptom gelten.
Für die Heilung maßgeblich ist die Versorgung durch die Inhaltsstoffe des Blutes. Je besser das verletzte Gewebe an die Versorgung angeschlossen ist, umso schneller heilt es aus. Hierbei hilft Sanjo durch eine Entspannung der Muskulatur. Angespannte Muskeln sind zum einen ein Strömunghindernis und zum anderen drücken sie mit ihren Muskelbäuchen in benachbarte Strukturen.